FAQ

Eine kieferorthopädische Behandlung ist etwas ganz Individuelles. Daher ist eine pauschale Beantwortung von Fragen sehr schwierig. Sie finden im Folgenden allgemeingültige Antworten auf eine Auswahl von Fragen, die uns häufig von Patienten gestellt werden. In einem persönlichen Gespräch erhalten Sie hierüberhinaus gern weitere ausführliche und individuelle Informationen.

Welches sind die häufigsten Gründe dafür, dass Kinder und Jugendliche eine Zahnspange bekommen?

Eine der Hauptursachen für eine kieferorthopädische Behandlung ist, dass die bleibenden Zähne im Mund zu wenig Platz haben. Das kann daran liegen, dass die Zähne zu groß und/oder die Kiefer zu klein sind. Außerdem haben viele Kinder und Jugendliche Probleme mit der Bisslage, was bedeutet, dass Ober- und Unterkiefer nicht richtig zusammenpassen.

Was passiert auf die Dauer, wenn die Zähne falsch stehen oder der Biss nicht stimmt?

Je nach Ausprägungsgrad kann eine Fehlstellung der Zähne dazu führen, dass die Kaufunktion der Zähne eingeschränkt ist und sich die Zahnhartsubstanz verstärkt und frühzeitig abnutzen kann. Auch können sich Sprachfehler, wie etwa Lispeln, entwickeln. Schief stehende Zähne sind schlechter zu putzen, wodurch das Kariesrisiko erhöht ist und Zahnfleischerkrankungen (Parodontitis) entstehen können. Durch einen falschen Biss werden beim Kauen und Schlucken, das machen wir übrigens mehr als 2000-mal täglich, nicht nur die Zähne sondern insbesondere auch die Kiefergelenke ungünstig belastet. Hierdurch kann es zu hartnäckigen Schmerzen im gesamten Kopfbereich kommen, die in Richtung Nacken und Schulter ausstrahlen.

Kann man es sich aussuchen, ob die kieferorthopädische Behandlung mit herausnehmbaren oder festsitzenden Apparaturen durchgeführt wird?

Welche Zahnspange ein Patient bekommt, hängt individuell von der Art und Schwere der Zahn- und Kieferfehlstellung und vom Alter des Patienten ab. Häufig werden anfangs herausnehmbare Zahnspangen verwendet, um Platz für alle Zähne zu gewinnen und um das Kieferwachstum zu beeinflussen. Festsitzende Multiband-Multibracket-Apparaturen hingegen bewegen die einzelnen Zähne sehr genau und gezielt. Das Behandlungsergebnis wird anschließend mit herausnehmbarer Zahnspange und ggf. mit einem Kleberetainer stabilisiert.

Besteht die Gefahr von Karies oder Entkalkungen unter den Bändern bzw. Brackets einer festen Spange?

Die Gefahr, dass im Umfeld der Brackets und Bänder Karies entsteht, ist tatsächlich höher als ohne feste Apparatur. Plaque und Speisereste können sich leichter an den Zähnen ablagern. Bei einer guten Mundhygiene, d.h. bei regelmäßiger gründlicher Entfernung der Plaque von den Zahnflächen, besteht keine Gefahr der Entstehung von Karies.

Unterstützend ist die Applikation von Fluoriden, besonders während der Behandlung mit einer festsitzenden Apparatur, sehr zu empfehlen. Fluoride schützen die Zähne gegen Karies, da das Fluorid in den Zahnschmelz eingelagert und dieser so widerstandsfähiger gegen die Säure der Bakterien wird. Wir empfehlen die Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta. Eine zusätzliche Flouridaufnahme kann zum Beispiel einmal wöchentlich mittels eines fluoridhaltigen Gels erfolgen.

Kann man mit einer festen Zahnspange Blasinstrumente spielen?

Durch die Brackets kann die Lippen- und Wangenachleimhaut anfangs etwas aufgescheuert werden, was als unangenehm empfunden werden kann. Zudem werden die Zähne etwas gelockert, was man besonders im Bereich der Schneidezähne wahrnehmen kann. Hierdurch ist der Ansatz beim Spielen von Blasinstrumenten etwas verändert. Nach einer Umstellungszeit von ca. drei bis vier Wochen lässt sich dies beherrschen und auch die Schlösser an den Schneidezähnen stören dann nicht mehr.

Was kann man mit einer festen Zahnspange essen?

Man sollte nur von harten Speisen (z.B. Nüsse, harte Äpfel, Karotten, harte Brotrinde) insbesondere anfänglich Abstand nehmen, weil diese die Drähte beschädigen und die Brackets ablösen könnten. Schneidet man die oben genannten Lebensmittel in kleine Stücke und kaut diese vorsichtig, braucht man nach einer gewissen Eingewöhnungs- und Umstellungsphase auch auf diese Speisen nicht zu verzichten. Auf Karamelbonbons sollte allerdings zum einen wegen der Kariesgefahr, zum anderen aber auch wegen der Konsistenz komplett verzichtet werden.

Ist die kieferorthopädische Behandlung schmerzhaft?

Nach dem Einsetzen von Multibandapparaturen kommt es zu einer unterschiedlich stark empfundenen Druckempfindlichkeit einzelner Zähne oder ganzer Zahngruppen, die jedoch individuell nach drei bis zehn Tagen nachlässt. Auch später können im Verlauf einer kieferorthopädischen Behandlung einzelne Zähne auf die applizierten Kräfte mit Druckempfindlichkeit reagieren. Bei Bedarf spricht nichts gegen die kurzzeitige Einnahme leichter Schmerzmittel, z.B. Ibuprofen.

Wie verhält es sich mit der Extraktion bleibender Zähne im Zuge kieferorthopädischer Behandlungen?

Die Extraktion bleibender Zähne ist nur dann indiziert, wenn ohne sie eine kieferorthopädische Behandlung nicht erfolgversprechend durchzuführen ist, d. h. wenn Alternativen fehlen, um die notwendigen Zahnbewegungen zu realisieren.

Zahlen die gesetzlichen Krankenkassen eine kieferorthopädische Behandlung?

Bei Erwachsenen zahlen die Krankenkassen nur bei nachweislich schweren Kieferanomalien.

Die Voraussetzung für eine Kostenübernahme bei Kindern und Jugendlichen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres ist, dass die Fehlstellung im Bereich des Schweregrades 3-5 liegt (Erläuterungen zur Einstufung des Schweregrades siehe Tabelle unten.)

Ist dies nicht der Fall, kann die Behandlung dennoch aus ästhetischen Gründen, oder um eine Verschlechterung der Fehlstellung zu verhindern, sinnvoll sein. Die Kosten werden dann aber nicht von der Krankenkasse übernommen. In solchen Fällen müssen die Eltern der Kinder entscheiden, ob sie für ihr Kind eine Korrektur wünschen und bereit sind, für die Kosten selbst aufzukommen. Über die Höhe der Kosten und die Möglichkeit einer Ratenzahlung beraten wir Sie gern persönlich. Sprechen Sie uns an. Falls Sie eine private Krankenzusatzversicherung haben, ist zu prüfen, ob diese evtl. für die Kosten aufkommt.

Bei einer Einstufung in Schweregrad 3 bis 5 übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Hier tragen die Eltern zunächst einen Anteil von 20% der Kosten, die sie nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung von der Krankenkasse zurückerstattet bekommen. Befinden sich mehrere Kinder einer Familie in Behandlung, beträgt der Eigenanteil bei jedem weiteren Kind nur noch 10 %. Moderne, schonende und ästhetische Zusatzleistungen wie hochwertigere Brackets, besondere Behandlungsbögen und den Retainer übernimmt die Krankenkasse jedoch nicht.

Muss mein Kind während der Behandlung beim Kieferorthopäden weiterhin zu den halbjährlichen Kontrollen zum Zahnarzt?

Ja, das ist unbedingt erforderlich. Natürlich schauen wir auch bei den Sitzungen, ob mit den Zähnen alles in Ordnung ist. Falls ein Zahndefekt vorliegt, erhalten Sie und falls gewünscht auch Ihr Zahnarzt eine entsprechende Information. Die Eintragungen in die Bonushefte und die Behandlung von Defekten nimmt nur der Zahnarzt vor.

Bleiben die Zähne nach der Behandlung ein Leben lang gerade?

Nach der kieferorthopädischen Behandlung muss das Ergebnis stabilisiert werden und die umliegenden anatomischen Strukturen ein neues Gleichgewicht finden. Hierzu dienen verschiedene Haltegeräte, die wiederum ebenfalls herausnehmbar oder festsitzend sein können. Auch Zungen- und Lippenfehlfunktionen können das Behandlungsergebnis massiv gefährden. Daher ist es ggfls. Erforderlich, diese Fehlfunktionen mittels Logopädie zu beseitigen. Wer dafür Sorge trägt, dass die Zähne ihre Position behalten, wird ein Leben lang Spaß und Freude an korrekt ausgeformten Zahnbögen, einem richtigen Biss, schönen Zähnen und einem tollen Lachen haben.

Weitere Fragen und Infos unter www.zahnspangen.org

 

Behandlungsbedarf Grad 1 2 3 4 5
Kraniofaciale Anomalien A         Lippen-Kiefer-
Gaumenspalte
bzw. andere kraniofaciale Anomalie

Zahnunterzahl
(Aplasie oder Zahnverlust)

U       Unterzahl
(nur wenn präprothetische Kieferorthopädie oder Kieferorthopädischer Lückenschluss indiziert)
 
Durchbruchsstörungen S       Retention
(außer 8er)
Verlagerung
(außer 8er)
Sagittale Stufe: distal D bis 3 mm über 3 mm,
bis 6 mm
  über 6 mm,
bis 9 mm
über 9 mm
Sagittale Stufe: mesial M       0 bis 3 mm über 3 mm
Vertikale Stufe:
offen (auch seitlich
O bis 1 mm über 1 mm,
bis 2 mm
über 2 mm,
bis 4 mm
über 4 mm
habituell offen 
über 4 mm
skelettall offen
Vertikale Stufe:
tief
T über 1 mm,
bis 3 mm
über 1 mm,
bis 3 mm
über 3 mm mit traumatischem Einbiss und gingvialer Rezession oder sichtbarer Schädigung des Parodontiums    
Transversale Abweichung B      

Bukkal- /
Lingualokklusion

 
Transversale Abweichung K   Kopfbiss beidseitiger
Kreuzbiss
einseitiger Kreuzbiss  
Kontapunktabweichung eines Incisivis vom idealen Zahnbogen E unter
1mm
über 1 mm,
bis 2 mm

über 3 mm,
bis 5 mm

über
5 mm
 
Platzmangel
(distal der incivisi)
P   bis
3 mm
über 3 mm,
bis 4 mm
über
4 mm